5 Sprachen der Liebe / Gespräche die man führen sollte, Missverständnisse aufklären, glücklicher sein

Verliebtheit ist ein vorübergehender Rauschzustand,
die reife Liebe ist eine Haltung, die eine echte Entscheidung, ein wirkmächtiges, zuverlässiges „Ja“ erfordert. Verstand und Gefühl werden durch eine Willensentscheidung verbunden und erfordern Disziplin für Wachstum und Erfüllung.

Dr. Gary Chapman hat viele Jahre als Paartherapeut gearbeitet. Lange bekannt ist, dass viele individuelle Weltsichten und Verhaltensmuster in der frühkindlichen Entwicklung angelegt werden.
Die meisten Menschen lernen zunächst die Sprache ihrer Eltern und Geschwister, die sogenannte Muttersprache. Später lernen wir möglicherweise noch weitere Sprachen, die wir Fremdsprachen nennen.

Begegnen wir jemandem, mit dem wir keine uns bekannte Sprache teilen, bleibt uns nichts weiter übrig, als uns mit Zeichensprache, mit universell verständlichem Lächeln, Mimik und Gesten, verständlich zu machen – oder wir lernen die Sprache derer, mit denen wir in Kontakt treten wollen. 

In der Liebe ist das ganz ähnlich. Denn die Partner kommen aus unterschiedlichen Familien oder gar aus unterschiedlichen Kulturen, in denen bestimmte Wortinhalte und Gebräuche anders besetzt sein können, als es in unserem Umfeld üblich ist.
Das aber muss man zunächst herausfinden, um als Paar eine eigene, gemeinsame Sprache zu entwickeln.
Das geht ganz parallel zu der Notwendigkeit, die für uns verbindliche und wirksame Wirklichkeit zu diskutieren und festzulegen. Denn nichts ist einfach so, wie wir es sehen. Denn unsere Wahrnehmung ist kein passiver, sondern ein aktiver Prozess. Wir erzeugen Vordergrund vor einem Hintergrund aktiv, indem wir bestimmte Aspekte aus dem beständig fließenden Kontinuum der Welt herausgreifen, für wichtig befinden oder weglassen. Zudem vermögen wir lediglich die einzelnen Teile getrennt und hintereinander zu denken und zu sagen, wodurch der Eindruck von Dingen und Ereignissen außerhalb von uns bzw. ein inneres Erleben einer Person sowie von Dualität und scheinbarer Gegensätzlichkeit entsteht. Wir sind es nicht gewohnt, all das als Feld von Beziehungen und Miteinander zu denken.

Chapman meint, neben vielen Dialekten, seien es in der Liebe vor allen Dingen 5 Umgangsweisen, die als Muttersprachen zur Verfügung stehen … die bei den einzelnen Partner allerdings oft anders geprägt sind, anders erlernt wurden, so dass es häufig in Beziehungen zu Missverständnissen, Unmut und Streit kommt:
1. Lob und Anerkennung – hier ist wichtig was und wie wir etwas sagen
2. Zweisamkeit im Sinne von ungeteilter Aufmerksamkeit und intensivem Gedankenaustausch in Zwiegesprächen
– hier ist das Wichtige das Zuhören und Verstehen
3. Geschenke, die von Herzen kommen
4. Hilfsbereitschaftdas meint helfen, weil es das eigene Bedürfnis ist, ohne Hintergedanken an spätere Rückzahlung
5. Zärtlichkeitdas meint sowohl den liebevollen Umgang miteinander im Alltag, wie auch konkrete Körperlichkeit

Der Text des Buches wie Testfragen können helfen, die partnerschaftliche Verständigung, nicht nur in der Ehe, zu verbessern. Auch wenn mir das Buch an einigen Stellen nicht gefallen hat, halte ich die Grundidee doch für hilfreich.

Als sehr hilfreich in der Praxis ist auch das Buch von Psychologe John Gottman und seine Ehefrau Julia Schwartz Gottman. Sie erforschen seit Jahrzehnten die Geheimnisse glücklicher Beziehungen. Ihre Erkenntnis: Jeder kann – unabhängig ob frisch verliebt oder seit dreißig Jahren verheiratet – seine Beziehung auf eine glückliche und vertrauensvolle Basis stellen, die sie lebendig hält.
Miteinander im Gespräch zu bleiben ist dabei wesentlich.

Die Gottmans haben in zahlreichen Studien herausgefunden, dass sich Paare über acht Themen regelmäßig austauschen sollten: über Vertrauen, Konflikte, Sex, Finanzen, Familie, Spaß, inneres Wachstum und Träume.
Mit praktischen Ratschlägen, Fragebögen und zahlreichen Fallbeispielen laden die Paarexperten dazu ein, sich regelmäßig mit der Partnerin oder dem Partner zu einem „Gespräch“ zu verabreden, um so für eine glückliche und langlebige Beziehung zu sorgen.

    Ein anderes Missverständnismuster zeigte sich unlängst in einer Paartherapie in meiner Praxis, das sich gut über das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun, das „4-Ohren-Modell“ aufklären ließ:

    Während sie ihm in Gesprächen Sachinformationen gab und damit lediglich gehört werden wollte, verstand er all ihre Nachrichten traditionell als Appell. Das fühlte immer wieder dazu, dass sie sich nicht verstanden fühlte und sich immer heftiger darum bemühte, sein Verständnis zu erreichen.
    Das aber misslang gründlich, da er etwas völlig anderes hörte, als sie sendete.
    Beiden war das nicht bewusst, so dass es regelhaft zu Streit und Auseinandersetzungen führte, die „weil man sich ja nicht verstand!“ beinahe zur Trennung geführt hatte.

    In einem Teufelskreis von (für jeden selbst richtigen) Bemühungen, war das Paar in einen durchaus leidenschaftlichen Kampf verstrickt, in der nicht mehr die Inhalte, sondern die Dynamik das Geschehen bestimmte.
    Es war, als ob man unter einem Topf mit Wasser Feuer macht: allmählich erhitzt sich das Wasser, nach einer Weile sieht man perlend Blasen aufsteigen bis dass das Wasser kocht. Das geht so lange, bis das Wasser verkocht ist oder man den Topf vom Feuer nimmt. Letzteres tat das Paar, indem es zur Paartherapie kam, um einmal von außen auf ihr Verhalten zu schauen, um vielleicht zu erkennen, was innerhalb des üblichen Umganges miteinander verborgen blieb.

    Je mehr sie sich bemühte, sich verständlich zu machen, um gesehen und in ihrem Anliegen gehört zu werden, um so mehr fühlte er sich bedrängt von ihren „andauernden Forderungen“ und später genervt von ihren Vorwürfen.
    In der Folge zog er sich zurück, wollte seine Ruhe haben und nicht weiter eskalieren.
    Das wiederum nahm nun sie als bedrohlich wahr, denn sie fühlte sich verlassen, fürchtete generelles Verlassenwerden, was sie zu weiteren Bemühungen veranlasste, was er wiederum als bedrängend und einengend verstand … usw.
    Es entstand ein Teufelskreis.

    An der Stelle bringt mehr vom Gleichen also nicht weiter, es führt nur zu Streit und Eskalation – laut bis handgreiflich, da man den Partner unbedingt erreichen möchte, oder leise bis resigniert, da man inzwischen die Hoffnung auf Besserung verloren hat und keinen Ausweg sieht.

    Helfen könnte an der Stelle eine Prozessbetrachtung:
    Was machen wir hier gerade?
    (also nicht inhaltlich weiter diskutieren, sondern den äußerlich sichtbaren Prozess beschreiben und über das sprechen, was jede/r dabei gerade fühlt, will und was mir wichtig ist. Wie genau erschaffen wir, was wir hier gerade und immer wieder produzieren? – (und in Wirklichkeit nicht wollen))
    Wofür machen wir das?
    (Was ist mein Ziel? Was soll danach kommen? Sehr hilfreich bei Missverständnissen ist es, andere Wörter zu benutzen oder die Rahmenbedingungen, die eigenen Hintergründe, mit zu beschreiben.)
    Was möchte je ich erreichen?
    (Das ist dem Partner oft nicht klar und selbst eine selbst ist das oft auch nicht bewusst. Es lohnt jedoch, sich für diesen Gedanken Zeit zu nehmen. Manchmal kann sich ein Partner sogar besser einfühlen und seine Phantasien dazu mitteilen. So entsteht ein gemeinsamer Suchprozess: In Deinem Spiegel, in Deinem Verhalten erkenne ich mich / eigene Züge.)
    Wer spricht hier eigentlich zu wem?
    (Sind es tatsächlich Erwachsene auf Augenhöhe? Oder reproduzieren wir hier Eltern-Kind-Erfahrungen?)
    Was ist der Konfliktgund?
    (Welches Bedürfnis ist da und wird nicht befriedigt?)
    Wie könnten wir anders miteinander kommunizieren?
    (Machen wir uns bewusst, (4-Ohren-Modell) mit welchem Mund ich spreche oder mit welchem Ohr ich gerade höre. Wird hier meine Sprache der Liebe gesprochen oder eine Fremdsprache? Kennt mein Partner meine Muttersprache?
    Reden wir über die wirklich relevanten Themen oder verschieden wir auf „ungefährlichere“ Nebengeleise?)

    Bei allen Konflikten ist es wichtig zu sehen, dass beide Mitspieler Gestalter und mitverantwortlich für diese Spielvariante der Kommunikation sind; dass es notwendig ist, die zugrunde liegenden (frustrierten) Bedürfnisse zu erkunden und sich über seine (zum Teil aus anderen Situationen stammenden, jetzt in die Situation oder auf den Partner stellvertretend übertragenen) Gefühle und Ziele klar zu werden.
    In der Paarbeziehung sind wir „zwei Seiter einer Medaille“.
    Beide Partner sind zwei Aspekte der gleichen Beziehung, ein sich ergänzendes Miteinander – auch wenn es aktuell als ein Gegeneinander erlebt wird. Ohne den Mit- oder Gegenspieler gäbe es keine Beziehung, kein Miteinander, kein Gegeneinander; und, wäre einem der andere nicht wichtig, wäre man bereits gegangen, würde man keine Energie mehr aufwenden, um das Spiel miteinander aufrecht zu erhalten.
    Streit ist eine hochenergetische Form des Erregung miteinander Teilens, meist eine wenig erfreuliche.
    Um Balance zu halten brauchen Eindrücke Ausdruck, dabei ist es der Energie allerdings egal, in welcher Weise sie gelebt wird. Auch in Konfliktfällen lassen sich erfreuliche Formen des Austausches verabreden.

    Letztlich muss es mindestens einer der Partner merken, dass gerade eine bekannte vulnerable Gefahrenzone erreicht wird, dass die „Ampel“ von Grün (Go) auf Gelb (Achtung) umschlägt. Denn jetzt können die Affekte noch reguliert werden, jetzt kann man die Kurve noch bekommen und die Eskalation verhindern.
    Erst wenn es Rot (STOP bzw. höchste Unfallgefahr!) wird ist der Zeitpunkt überschritten, an dem Verhalten kontrolliert werden kann. Jetzt ist man von der Dynamik des Geschehens erfasst und von archaischen, nicht mehr rational steuerbaren Reaktionen gefangen genommen. Jetzt passieren Dinge, die man eigentlich nicht will.

    Passiert das dennoch einmal, so nehme man es gelassen, als eine biologisch ererbte Funktion, die einem noch nicht vertraut genug ist, so dass man einer weiteren Übungsrunde bedurfte, um sich über das verletzliche Grenzgebiet im eigenen Erfahrungshorizont und über die dort ausgelösten eigenen Reaktionsmuster klarer zu werden.
    Ist man so nach einer Weile in der Lage, zu reflektieren und sich mit dem Partner über das Geschehen gütlich auszutauschen, wachsen Vertrauen und Verständnis und – nach einer Weile, Weile, Weile – gelingt es immer besser, in derartigen Situationen die Konflikteinladung humorvoll Richtung Vergnügen mit dem Partner zu nutzen.

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