„Small is beautiful“ gegen „Bigger is better“

Unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist hat zwar Medizin studiert, ist aber ein Theoretiker und der veralteten Strategie von „bigger is better“ verpflichtet. Mit einer Krankenhausreform will der Gesundheitsminister die Zahl der Krankenhäuser reduzieren und die Behandlungskompetenz auf Großkliniken und universitäre Kliniken konzentrieren.
Er argumentiert, dass dies die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung verbessern würde.

Am Flughafen BER in Berlin und vielen anderen Beispielen ist die Problematik von Großprojekten sichtbar. Am Biebertaler Bilderbogen als kleinem Gegenbeispiel wird erkennbar wie – „small is beautiful“ – kleine Projekte erfolgreich und flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren können.
So argumentiert auch die Ärzteschaft, dass Lauterbachs Krankenhausreform die Bedeutung und Leistungsfähigkeit von ambulanten und belegärztlichen Strukturen missachtet. Sie weisen darauf hin, dass viele diagnostische und therapeutische Eingriffe im ambulanten Bereich durchgeführt werden können, und dass kleinere Kliniken flexibler und anpassungsfähiger sind als große Kliniken. Sie warnen auch vor den negativen Folgen einer Zentralisierung der Versorgung für die Patienten und die Ärzte in Weiterbildung.
Vor allem aber wird die angestrebte Krankenhausreform den Erfordernissen und Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten nicht gerecht. Abgesehen davon dürften lange Fahrzeiten zu den Versorgungszentren bei manchen Krankheitsbildern zu mehr tödlichen Zwischenfällen führen. Die simple Einteilung von Krankenhäusern in Versorgungsstufen wird der sich rasch wandelnden Funktionalität des Gesundheitssystems nicht gerecht – auch wenn es in Deutschland im Verhältnis zur Bevölkerung sehr viele Krankenhausbetten gibt: Auf 1.000 Einwohner kommen 5,7 Krankenhausbetten, während es im OECD-Schnitt 3,8 Betten sind.

Quelle: Hessisches Ärzteblatt 7/8 2023

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