Auswirkungen der Nutzung digitaler Medien auf Kleinkinder

Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages unterstützen die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit. Die fachliche Verantwortung für die dort verfassten Texte liegt bei Verfasserinnen und Verfasser sowie der Fachbereichsleitung. Dabei geben die Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste nur den zum Zeitpunkt der Erstellung des Textes aktuellen Stand (hier 2018) wieder.
Ich beziehe mich hier auf einen im Internet öffentlichen Text aus dem Fachbereich: Gesundheit, Familie, Senioren, Frauen und Jugend – Aktenzeichen: WD 9 – 3000 – 050/18.
In der Zusammenfassung der ausgewerteten Studien heißt es:

Auswirkungen der Medienpräsenz und der Mediennutzung auf die Gesundheit von Kindern

Anders als vielleicht von vielen Eltern vermutet, kommen Kinder oftmals ab ihrer Geburt mit Medien durch das familiäre Umfeld in Kontakt.
Im Säuglingsalter werden Medien lediglich registriert, sie stellen eine reine Reizquelle dar.
Im Kleinkindalter von circa eineinhalb bis zwei Jahren werden Medien entdeckt. Kleinkinder wollen selbst aktiv werden. Sie werden insoweit auch stark davon beeinflusst, inwieweit ihnen die Mediennutzung durch die Eltern und Geschwister bisher vorgelebt worden ist.
Ab dem Kindergartenalter werden Medien in den Alltag integriert. Kinder fangen an die Medien zu verstehen und ihre Botschaften zu entschlüsseln. Die Mediennutzung findet nun aus eigenem Antrieb statt.
Im Grundschulalter werden Medien bewusst zur eigenen Artikulation genutzt.

Die frühkindliche Bildung in Bezug auf Medien erfolgt in vier Schritten.
In einem ersten Schritt werden Medien gehandhabt und genutzt.
Danach werden sie verstanden und gestaltet.
Ein neues Niveau eröffnet sich über die Kommunikation und Kooperation über Medien, wie das Skypen mit anderen Kindern.
Auf der letzten Stufe findet eine ethische und ästhetische Auseinandersetzung und Einordnung von Medien statt.

Dabei muss immer bedacht werden, dass die Nutzbarkeit für Kinder vor dem Eintritt in der Grundschule aufgrund der fehlenden Lese- und Schreibfähigkeiten nur eingeschränkt gegeben ist.

Es ist anzunehmen, dass Medien allgemein einen Einfluss auf die frühkindliche gesundheitliche Entwicklung haben. Es wird vermutet, dass ein erhöhter Konsum von Medien die Entwicklung der Gehirnsysteme, die Informationen „scannen“ und Aufmerksamkeiten und Erfahrungen speichern, beeinflusst.
Das Gehirn ist darauf programmiert, auf schnell aufeinander folgende Bilder zu reagieren. Die externe Kontrolle der kindlichen Aufmerksamkeit steht damit in einem starken Kontrast zur internen Aufmerksamkeitskontrolle, welche bei einer eigenständigen Beschäftigung Voraussetzung ist.
Durch erhöhten Medienkonsum kann die Gefahr des Auftretens von Aufmerksamkeitsstörungen steigen, auch die Gefahr von körperlicher Hyperaktivität nimmt zu.
Lern und Gedächtnisprozesse haben auch in den ersten Jahren einen Einfluss auf die Reifung emotionaler und moralischer Denk- und Verhaltenskonzepte. Auch spätere soziale Bindungsfähigkeiten können möglicherweise durch starken Medienkonsum beeinflusst werden. Die Fähigkeit, sich auf eine Bezugsperson einzustellen, kann unter Umständen nur rudimentär entwickelt werden.
Studien zeigen signifikante korrelative Zusammenhänge (= überzufällig auftretende Wechselbeziehung) zwischen einer erhöhten Dauer der Mediennutzung, z. B. eines Smartphones, und der Beobachtung von einzelnen von den Eltern beschriebenen Entwicklungsauffälligkeiten wie der Sprachentwicklungsstörung, Hyperaktivität und Konzentrationsstörung gesehen. Zu einem kausalen (= Ursachen-Wirkungs-) Zusammenhang kann jedoch, basierend auf den bisherigen Analysen, keine Aussage getroffen werden. Dazu braucht es noch Längsschnittstudien.

Es lässt sich jedoch bereits jetzt feststellen, dass den gesundheitlichen Gefahren durch erhöhten Medienkonsum im Kleinkindaltern, durch einen gestalterisch geprägten und bewussten Umgang mit Medien daheim und im Kindergarten entgegengewirkt werden kann.

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