Ereignis => Deutung => Angst = Enge = Muskelanspannung => Schmerz => Vermeidung => Erschöpfung, Depression => soziale Isolation => Tot oder unlebendige Erstarrung in Mustern
Fritz Perls (1893-1970), der Gestalttherapeut, sagt: „Das Ausweichen ist der übliche Ausgangspunkt der Neurose.“
Sie beruht auf einem falschen Verständnis, auf der Verwechselung von Phantasie mit Wirklichkeit.
Er beschrieb 5 Schichten der Neurose bzw. ihrer Überwindung durch Fokussierung auf das was ist Hier und Jetzt:
Die aufgesetzte Schicht der „als ob Persönlichkeit“ in der wir Spielchen spielen und in Rollen schlüpfen, nach Konzepten leben, nach (gelernten) Phantasievorstellungen – auf jeden Fall erzogen, anders, als man ist.
Moralvorstellungen von „man soll – man soll nicht“ usw. stehen Trieben gegenüber. Das Über-Ich (Top-Dog), ob er nun recht hat oder nicht, weiß immer, was der Under-Dog tun oder lassen sollte und arbeitet mit Zuckerbrot und Peitsche. Der Under-Dog, unsicher, kämpft mit anderen Mitteln – ausweichend, verschiebend, sein Bestes tuend, Ja, aber …
Wenn diese frustrierenden Kontrollspielchen bewusst werden, stoßen wir auf Schmerz, Unannehmlichekeiten, Verzweiflung, usw., ja selbst auf Grausamkeiten.
Die phobische Schicht – hier spüren wir die Abneigung dagegen, das zu sein, was wir sind.
Um zu vermeiden, dass wir ein Leben führen, in dem wir die Welt und uns selbst entdecken, nehmen wir oft eine Abkürzung dadurch, dass wir uns Informationen verschaffen.
Allerdings könnten wir uns auch damit auseinandersetzen, was wir vermeiden, welche Katastrophenerwartungen wir pflegen. Um nicht zu sagen oder tun, wonach uns ist, spielen wir Spielchen, manipulieren wir und vermeiden
Die Blockierung kommt dann, wenn man nicht bereit ist, die eigenen Möglichkeiten zu nutzen und wenn dann keine Unterstützung aus der Umwelt kommt.
Viellicht möchte man etwas ändern, tut es aber nicht – man hält den bekannten status quo aufrecht.
Die Natur funktioniert nach Vorlieben. Wenn man im Lokal z.B. eine Speise vorzieht, ist die Blockierung überwunden.
Darunter spüren wir, wie wir uns blockieren, die Luft anhalten, die Muskeln verspannen – Schicht der Blockierung.
In der Schicht der Implusion erlebt man das Gefühl, nicht lebendig zu sein, Gefühl erstarrt und tot zu sein.
Wir erleben Todesangst, wobei es nicht um Tot-sein geht, sondern um das Gefühl, sich bzw. die alte Struktur aufzulösen, wieder fließender Prozess im Hier und Jetzt zu sein, statt sich Da und Dort zu verorten.
In der nächsten Explosionsphase explodiert man sozusagen vor Lebendigkeit, wird authentisch im Ausdruck von Freude, Trauer, Wut oder erlebt manchmal sogar spontan einen Orgasmus. Die Menge der Energie, die freigesetzt wird hängt von der Stärke der zuvor zurückgehaltenen Ausdrucksbewegungen ab, von der in der Blockierung fixierten Muskelanspannung.
Die volle Identifikation mit uns selbst kann dann stattfinden, wenn wir bereit sind, die voll Verantwortung (responsibility) – Fähigkeit zu antworten (response-ability) – für Dich selbst, für Deine Handlungen, Gefühle, Gedanken zu übernehmen, und wenn Du aufhörst, Verantwortung mit Verpflichtung zu verwechseln.
Die Schwierigkeit dabei liegt darin, immer und immer wieder vom Hier und Jetzt weggezogen und in alle Arten von Rationalisierungen hineingezogen zu werden und man selbst oder andere Argumente dafür anführen, wer recht und wer unrecht hat. Dabei wissen wir nicht, welches der nächste Schritt in der Geschichte sein wird. Daher gilt es immer wieder danach zu schauen, was ist Jetzt und Wie genau mache ich etwas; vielleicht auch noch Wozu?
Quelle: Friedrich S. Perls: Gestalt, Wachstum, Integration – Aufsätze, Vorträge, Therapiesitzungen, 1985 – Jungvermann-Verlag