Jede Schwellensituation, jeder Umbruch hat es in sich: Neue Situationen und Fähigkeiten müssen gemeistert werden. Oft kommen in solch einer Phase verdrängte Gefühle und Ängste, fragwürdige Beziehungen und Werte zum Vorschein und werden hinterfragt. Das Alte gilt nicht mehr länger, das Neue ist noch nicht erreicht.
Es ist eine schwierige Situation, die ausgehalten und zugleich gestaltet werden muss.
Die einen reagieren Rückzug und sozialer Isolation, die anderen neigen zur Impulsivität, zeigen ihre emotionale Labilität, reagieren Expressiv oder mit Aggression.
Beginnend in der Zeit der Pubertät sind die Jugendlichen mit radikalen körperlichen Veränderungen konfrontiert, psychische und soziale Entwicklungsprozesse stehen stehen an, feste Wertesysteme geraten ins Wanken, viele Gehirnvernetzungen werden umgestaltet und alles reduziert sich auf das Wesentliche.
Insbesondere der Frontallappen des Gehirns ist noch nicht ausgereift. In dieser Hinsicht ist es erforderlich, die Fähigkeiten der Emotionsregulierung zu entwickeln. Vor allem in Hinblick auf das Erkennen negativer Gedankenmuster, die Bewältigung von gedanklicher Rumination (Wiederkäuen) oder unerwünschter Emotionen ist es wichtig, junge Erwachsene dabei zu unterstützen, Strategien zur Förderung positiver Emotionen zu entwickeln und Methoden oder Aktivitäten zu finden, die ihre Stimmung verbessern können. Zudem ist die Verbesserung der sozialen Kompetenzen anzustreben, wozu Kommunikations- und Verhaltenstechniken, die ihnen helfen, mit sozialen Situationen umzugehen, dringend von den Bezugspersonen angeboten werden sollten. Schlagfertigkeit und Selbstverteidigung können geübt werden. Empathie, Augenhöhe und Umgang mit Dominanz und Unterordnung, Beobachten. Bewerten Reflektieren sind weitere hilfreiche Fähigkeiten, die angesprochen und trainiert werden können. Dabei helfen erreichbare und selbst gesteckte Ziele, die mit den eigenen Werten der jungen Menschen vereinbar sind. Damit werden Selbstwirksamkeit wie Selbstbild gestärkt.
Ein weiterer Übergang der von Erwachsenen unterstützt werden sollte, ist der vom Jugend- zum Erwachsenenalter. Diese Phase markiert komplexe Veränderungen in der Entwicklung junger Menschen und in Bezug auf ihre sozialen Rollen. Zeitlich wird diese Transition zwischen dem 18. – 25 Lebensjahr verortet, teil bis zum 30. Lebensjahr.
In diesem Lebensabschnitt beginnen junge Erwachsene Verantwortung zu übernehmen; eb leibt ihnen jedoch auch Raum für Entdeckungen, wie dies in keiner anderen Entwicklungsphase mehr der Fall sein wird. Neben dem Auszug aus dem Elternhaus und dem Verlassen der bisherigen Versorgungssystems stehen für gewöhnlich das Eingehen neuer Beziehungen und die weitere Konkretisierung der schulisch-beruflichen Entwicklung an. Die Suche nach dem eigenen Weg ins Erwachsenenleben ist neben Schwierigkeiten der Veränderung und einem Streben nach Stabilität von zentraler Bedeutung.
Um den Übergang zu bewältigen, können junge Erwachsene hinsichtlich ihrer Autonomie- und Selbstwirksamkeits-kompetenzen dahingehend unterstützt werden, dass sie die Gewissheit erlangen, die mit dem Erwachsenwerden verbundenen Herausforderungen selbst bewältigen zu können und die Transition selbst zu gestalten. Ein erster Schritt kann die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen über die Abläufe und Kreisläufe wie Gegebenheiten der Erwachsenenwelt sein (Liebe und Sexualität, Bewerbungsgespräch, Job- und Wohnmöglichkeiten, Steuererklärung, Sozialleistungen und andere Versorgungsangebote, Ansprechpartner) Dabei sollte auf die Aktivierung eigener Ressourcen, Verantwortungsübernahme geachtet, die Entscheidungsfähigkeit gefördert, die Entwicklung und Stabilisierung eines positiven Selbstbildes unterstützt und die Kontrolle über das eigenen Leben angestrebt werden.
Quelle: Ilgaz, A et al. Unterstüzungsmöglichkeiten, Nervenheilkunde 2022; 41: 560-568, Thieme