Klima und Gesundheit – Es geht uns alle an

Foto: privat (Lindemann, aber nicht mein Brustkorb)

Hier will ich nicht schwarz malen.
Dennoch erscheint es mir wichtig, mit offenen Augen in unsere gemeinsame Zukunft zu schauen. Denn wir alle bestimmen mit, welche der möglichen Zukünfte es sein wird.

Der Bilderbogen hat den Anspruch einerseits erbauliches zu präsentieren, andererseits aber auch auf qualitativ hohem Niveau gesicherte Informationen zu bieten.
Daher die guten Nachrichten zuerst:

Drei Beispiele verdeutlichen die Vorteile für die Gesundheit

  1. Der Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien verbessert die Luftqualität und verringert die Wahrscheinlichkeit von Atemwegserkrankungen
  2. Pflanzenbasierte Ernährung mit geringem Anteil an tierischen Lebensmitteln senkt die Treibhausgasemissionen und beugt gleichzeitig den negativen Folgen von Über- und Fehlernährung vor.
  3. Mobilitätskonzepte, die das Zufußgehen und Radfahren fördern, reduzieren transportassoziiierte Treibhausgasemissionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes.

Das Klima schützen heißt also auch, unsere eigene Gesundheit schützen.

Wir Menschen können unser Verhalten ändern, die Infrastruktur verändern oder neue Technologien zu Anpassung nutzen. Frühwarnsysteme können helfen rechtzeitig zu reagieren. Darüber hinaus ist es unerlässlich, soziale und wirtschaftliche Faktoren einzubeziehen, um dem sich verändernden Risiko entgegenzuwirken. Auch die Lehrpläne für medizinisches Personal müssen an die neuen Anforderungen angepasst werden. Aber auch der Gesundheitssektor, der mit 4,6 % an der weltweiten CO2-Emissionen beteiligt ist, muss sich um seine Energiebilanz kümmern. Die Produktion, Versorgungsketten und Lagerung von unentbehrlichen Medikamenten sollte geographisch verteilt werden.

Nicht umsonst hat die Weltgesundheitsorganisation den Klimawandel zu einer der größten Gefahren für die Gesundheit der Menschen in den kommenden Jahrzehnten erklärt.

Bereits die aktuelle Covid-19-Pandemie ist eine der Folgen dieser Entwicklung.
Hier zeigt sich einerseits, wie anpassungsfähig Gesellschaften reagieren können; andererseits wird auch deutlich, welche starken Auswirkungen auf die Lebensqualität aller derartige Veränderungen dauerhaft nach sich ziehen.

Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen, Erdrutsche, Waldbrände, Wirbelstürme wirken schwerwiegend auf die menschliche Gesundheit ein.
Sie können in der Folge eine unzureichende Wasserversorgung und Verunreinigungen der Wasserressourcen bedingen, die Nahrungsmittelproduktion bremsen und die Verkehrs- und Versorgungsmöglichkeiten beeinträchtigen.
Lang anhaltende Hitze senkt die Leistungsfähigkeit und Produktivität des Einzelnen, der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt. Zentralnervöse Funktionen sind bei anhaltend hohen Umgebungstemperaturen beeinträchtigt.
Naturkatastrophen und die dadurch bedingten Gefühle der Ohnmacht bedingen bei etlichen Menschen zu psychischen Probleme; z.B. posttraumatische Belastungsstörungen, Angsterkrankungen, Furcht vor einer ungewissen Zukunft. Auf einen Zusammenhang von Wetterlagen und Suizidalität gibt es in der Literatur bereits zahlreiche Hinweise.
Anhaltende Hitze erhöht das Risiko an Herzinfarkt, Schlaganfall oder Atemwegsproblemen zu sterben. Synergistische Effekte zwischen Temperatur und Luftverschmutzung verstärken dies, ebenso wie extreme Kälteeinbrüche.
Denn bei diesen Extremen sind die komplexen, internen Barrieren in Haut und Atemwegen, die normalerweise vor zahlreichen Umweltreizen schützen, gestört.
Daher äußern sich viele der durch die Umwelt getriggerten Erkrankungen an Haut, Nase, Augen und Lunge z.B. in Form von Neurodermitis, allergischem Schnupfen, Bindehautentzündung oder Asthma. Indirekt hat das Klima auch auf Allergien Einfluss, indem es die Konzentration von allergenen Pollen und die Art der vorhandenen Pollen in der Luft beeinflusst.
Bei einer Zunahme der Gewitterhäufigkeit verschlimmern sich Asthmaanfälle. Auch Wald- und Buschbrände verursachen Herz-Kreislauf- und Atemprobleme durch Rauch.
Von höheren Temperaturen ist auch der Magen-Darm-Trakt betroffen. Den wärmeres Klima
verändert nicht nur die Wasserqualität, sondern fördert auch die Vermehrung so mancher Erreger von Diarrhö und entzündlichen Darmerkrankungen oder Wundinfektionen.
z.B. hat sich die Anzahl der Tage, an denen man sich in der Ostsee mit Vibrionen (Stäbchenbakterien) anstecken kann, seit 1980 auf über 100 Tage im Jahr verdoppelt.
Effekte der globalen Erwärmung haben in großen Studien auch Auswirkungen auf den Stoffwechsel, wo Diabetes und Glukoseintoleranzen vermehrt registriert wurden.
Landverlust, Hunger und Obdachlosigkeit werden zu mehr Migration führen.
Aber auch die biologische Vielfalt wird beeinflusst und die geographische Verteilung der Tierarten wird sich neu ordnen. Auswirkungen auf die Entstehung, Übertragung und Reichweite von Infektionskrankheiten sind unvermeidlich.
Urbanisierung, Migration, internationaler Handel und Reisen werden die Häufigkeit der auftretenden Krankheiten weiter verstärken. Dengue, Zika, Gelbfieber und Chikungunya sind schon heute Beispiele für Krankheiten, deren Häufigkeit infolge des Klimawandels steigt und die zu einer erhöhten Belastung und ganz neuen Herausforderungen für das Gesundheitswesen führen.

Quelle und Inspiration: Traidl-Hoffmann, C., Klimaresilienz – Weg der Zukunft, Dt. Ärzteblatt, Jg. 117, Sept. 2020; Autor: Dr. Alfons Lindemann

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