Angst und Spannungszustände werden oft mit Anxiolytika (angstlösenden Medikamenten) und Sedativa (Beruhigungsmitteln) behandelt. Diese Medikamente haben jedoch Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Beruhigung und Museklrelaxation, so dass keine Maschinen bedient werden dürfen incl. Fahruntauglichkeit und Gewöhnung bis Abhängigkeit, weshalb sie von Patienten oft abgelehnt werden und von Ärzten nur zu kurzzeitigem Gebrauch empfohlen werden.
Die Naturheilkunde kennt eine Reihe von Alternativen, die bei Bedarf kombiniert werden können.
Bei schweren Angstzuständen sollte allerdings eine Psychotherapie oder medikamentöse Behandlung durch den Psychiater erfolgen.
Atemtherapie nach Middendorf
Diese Therapie ist ein übendes, aktives, nicht suggestives, eutonisierende, selbsterfahrungszentriertes Verfahren, das sich u.a. zur Behandlung von psycho-vegetativen Spannungszuständen und Phobien eignet.
Wichtig für den Therapieerfolg ist die Fähigkeit des Patienten zur Selbstreflektion und die Bereitschaft, sich mit seiner Krankheit auseinander zusetzen.
Entspannungsverfahren
Das Autogene Training eignet sich zur symptomatischen Mitbehandlung von nervösen Erregungs- und Angstzuständen.
Auch die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson kann eingesetzt werden.
Für beide Verfahren gilt: je häufiger geübt wird, um so besser die Erfolge – dann auch in spannungsgeladenen Situationen.
Physikalische Therapie
Tägliche kalte Ganzwaschungen sowie Arm- und Beingüsse wirken vegetativ stabilisierend.
Die beste Form der Bewegungstherapie sind Spaziergänge in Begleitung.
Klimawechsel wirken unterstützend.
Medikamente von Baldrian bis Lavendel
Zur Behandlung von Angst sollten Kombinationspräparate von Extrakten aus Baldrianwurzel, Hofpenzapfen, Melisseblättern, Pssionsblumenkraut – bisher als milde Hypnotika (Schlafmittel) eingestuft – verwendet werden. Jedes dieser Phytotherapeutika (pflanzlichen Medikamente) hat sein eigenes Wirkprofil – wobei eine Kombinationstherapie der Monotherapie überlegen ist.
Die Tagesdosis beträgt bei Kombinationspräparaten für Baldrianwurzel bis 1500mg, für Hopfen bis 130mg, für Passionsblumenkraut bis 1200mg und Melissenblätter bis 270mg Trockenextrakte.
Bis zum Wirkeintritt vergeht mindestens eine Woche.
Zudem ist ein Präparat mit patentiertem Lavendelöl (80g/Tag) erhältlich.
Hier zeigen sich nach zweiwöchiger Einnahme bei Patienten mit leichter Angst bzw. Unruhe und Schlafstörungen gute Wirkungen.
Bei Angstzuständen während des Klimakteriums eignet sich Cimicifugawurzelstock, evtl. in Kombination mit Johanniskrautextrakt.
Auch bei mittelschweren Angstzuständen eignet sich Phytotherapie, v.a. wenn eine mittel- bis langfristige Behandlung erforderlich ist.
Nicht nur die Angst selbst, sondern auch Folgezustände der Angst können gebessert werden, z.B. Niedergeschlagenheit und Resignation, Merk- und Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, aggressive Tendenzen sowie vegetative Symptome wie funktionelle Beschwerden.
Quelle: MMW-Fortschr.Med. Nr.40 / 2010 (152.Jg.) S.22